Der American Bully in Bayern. Fluch oder Segen

Der American Bully in Bayern. Fluch oder Segen

Der American Bully ist immer mehr im Vormarsch. Es sprießen immer mehr Züchter aus dem Boden. Ist es seriös den zukünftigen Haltern zu suggierieren das es keine Probleme in Bayern mit dieser Rasse gibt ? " Gibt es wirklich KEINE Probleme mit dieser Rasse in Bayern ?" Sebastian Wachenhausen und Claus Reichinger versuchen auf diese Fragen Antworten zu finden. #Amstaff #Pitbull #Listenhunde #Lstvg #Bayern #Hunde #Tierheim #Americanbully #Pocketbully #Aloundbull

Der American Bully

 

I.      Beschreibung

 

Der American Bully findet seinen Ursprung in Amerika der 90er Jahre. Seit 2004 ist die „Rasse“ im A.B.K.C, dem „American Bully Kennel Club“ beheimatet und wird gemäß den Ausführungen auf deren Website seitdem selektiv gezüchtet. Als europäisches Gegenstück wurde 2008 der E.B.K.C gegründet (European Bully Kennel Club). Beide „Zuchtverbände“ verstehen sich als solche für alle „bullartigen“ Rassen.

  

Cesar wurde in Bayern beschlagnahmt.

 

Die genannten Verbände veranstalten sowohl in Amerika, als auch in Europa (häufig in den Niederlanden) Shows, auf denen der American Bully ausgestellt, am Rassestandard gemessen, bewertet und bepreist wird.

Das Zuchtziel bzw. der „Rassestandard“ ist durch den A.B.K.C ebenfalls theoretisch klar definiert. Der American Bully wird in die vier Unterarten: Standard, Pocket, XL und Classic untergliedert.

Die einzelnen Unterarten unterscheiden sich in der Körpergröße bzw. teilweise der Ausprägung des geforderten bulligen Körperbaus.

Sie eint das Streben nach einem massiven, muskulösen Erscheinungsbild welches den Eindruck von großer Stärke vermitteln soll. Außerdem wird bei dem American Bully, neben einem großen und massiven Kopf, großer Wert auf einen schweren Knochenbau und einen bulligen Gesamteindruck gelegt.

Das Wesen des American Bully soll freundlich und sanft sein, mit der überschwänglichen Bereitschaft zu gefallen, sowohl gegenüber Kindern, als auch Fremden. Die Rasse ist als Begleit- und Familienhund vorgesehen. Jegliche Art der Aggression in Bezug auf Tiere oder Menschen ist untypisch, äußerst unerwünscht und würde zum Zuchtausschluss führen.

 

Der genaue und ausführliche Rassestandard ist auf www.abkc.org nachlesbar.

Mittlerweile wird der American Bully außerhalb des A.B.K.C / E.B.K.C auch durch den UKC (United Kennel Club) als eigenständige Rasse geführt. Dort werden unter anderem der American Pit Bull Terrier, oder auch der American Bulldog als solche definiert und registriert.

 

II.     Rassenentstehung

 

Sowohl der UKC als auch der A.B.K.C beschreibt die Abstammung des American Bully im Ursprung vom American Staffordshire Terrier bzw. dem American Pit Bull Terrier.

Diese ist bei neutraler Betrachtung der „Rassevertreter“ bzw. allein der optischen Anforderungen i. S. des „Rassestandards“ auch kaum zu verleugnen. Des Weiteren seien u. a. andere molossoide Rassen mit eingekreuzt worden. Welche im Einzelnen dies waren, ist zumindest von Seiten des UKC, A.B.K.C oder E.B.K.C nicht genauer definiert.

Auf Nachfrage bei einigen Züchtern werden für die American Bully XL z.B. der American Bulldog und weitere bullartige Rassen oder für die Pocket American Bullys die Französische Bulldogge genannt.

 

III.   Anerkennung als eigenständige Rasse

 

In Deutschland ist, zumindest im rechtlichen Sinne, der VDH bzw. der FCI ausschlaggebend für die Anerkennung einer eigenständigen Rasse als solche. Da diese jedoch bis dato ausbleibt, ist und bleibt der American Bully aus rein rechtlicher Sicht immer ein Mischlings-/Hybridhund.

Somit sind Stammbäume der bereits aufgeführten und evtl. weiteren Verbände aus rechtlicher Sicht nicht aussagekräftig.

Auch wenn es in diesem Bezug jeglicher Logik entbehrt, dass z. B. in der Bayerischen Verordnung über Hunde mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit zahlreiche Hunderassen als solche aufgeführt sind, welche ebenfalls nicht durch den FCI und somit VDH anerkannt sind (z.B. die UKC anerkannten American Bulldog und American Pit Bull Terrier).

 

 

IV.   Damit einhergehende rechtliche Problematik in Bayern

 

Aufgrund der Mischlingseigenschaft i. V. mit seinem charakteristischen Aussehen wird die Haltung eines American Bullys in Bayern immer problembehaftet und riskant sein.

Wird bei einem solchen Hund seitens der zuständigen Behörden ein Rassegutachten verlangt, so muss die Rassezugehörigkeit seitens eines von der Regierung von Oberbayern bestellten und beeidigten Hudesachverständigen oder einer anerkannten Person (welche die fachlichen Voraussetzungen erfüllt) definiert werden.

Sofern der Hund deutliche Phänotypische Merkmale eines Kategorie 1 aufweist, kann dieser in die Kategorie 1, z.B. als Pit Bull Terrier- oder Staffordshire Terrier Mix eingestuft werden. Für deren Haltung bedarf es, gemäß der Bayerischen Verordnung über Hunde mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit, der Begründung eines berechtigten Interesses. Dieses Berechtigte Interesse wird allerdings so gut wie nie durch die zuständigen Ordnungsämter bejaht.

Diese Problematik wird bei unserem Listenhundetag „Ein Herz für jede Rasse“ immer wieder erörtert.
Der findet dieses Jahr am 28.7.2019 statt " Save the Date" und kommt zu diesem Eriegnis

 

Die Folge wäre in diesem Fall die Auflage einer fristgerechten Abgabe oder eine sofortige Sicherstellung des Hundes. Der beschlagnahmte Hund würde daraufhin in ein Tierheim verbracht. Eine Vermittlung in Bayern ist dann faktisch auf Grund fehlender Bewilligung nicht möglich. Der Hund kann dann nur außerhalb von Bayern vermittelt werden. Hier gibt es weitere Probleme, auf diese werden wir in einer der nächsten Ausgaben eingehen.

Cesar hat genau das durchgemacht.

 

Generell sollten sich potentielle Käufer von Bullys aus dem Ausland auch darüber im Klaren sein, dass die Einfuhr eines American Pit Bull Terrierers, American Staffordshire Terriers oder auch eines Mischlings dieser Rassen nach Deutschland eine Straftat darstellt.

Wie deutsche „Züchter“ an ihre Zuchttiere aus beispielsweise den Vereinigten Staaten gekommen sind, sei mal dahingestellt.

 

V.    „Zucht“ im deutschsprachigen Raum

 

An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass es sich hierbei um rein subjektive Wahrnehmungen der Verfasser handelt. Außerdem treffen die nachfolgend aufgeführten, teils negativen Erfahrungen, definitiv bei weitem nicht auf alle „Züchter“ des American Bullys zu.

Die Suche nach einem verantwortungsvollen Züchter bei dem die Gesundheit und das Wohl der Tiere im Vordergrund steht, gestaltet sich auf Grund der immensen Zahl der Angebote, wie bei jeder anderen beliebten Hunderasse, nicht immer einfach. Des Weiteren gibt es leider auch sehr viele unseriöse Züchter.

In sozialen Netzwerken und auf diversen „Tierbörsen“ im Internet werden gefühlt tägliche neue American Bully Würfe inseriert oder angekündigt.

Die „Zucht“ bzw. teilweise schlichtweg die Vermehrung dieser Hunde erfreut sich hierzulande einer wachsenden Beliebtheit. Dies wird wahrscheinlich nicht unerheblich durch die Preise beeinflusst, welche für die Tiere aufgerufen werden können.

Die Preisspanne bewegt sich je nach Verpaarung/“Ahnentafel“und Farbe des Welpen im Normalfall zwischen 2.000€ und 15.000€. Besonders international betrachtet ist dieser preisliche Rahmen allerdings lediglich grob abgesteckt und nach oben hin völlig offen.

Beim Besuch eines europaweit sehr beliebten Züchters in den Niederlanden z.B. waren aus ein und demselben Wurf noch zwei Rüden verfügbar. Ein schwarzer mit weißen Abzeichen der 1.500€ kosten sollte und ein komplett blauer Rüde, welcher auf Grund seiner Fellfarbe mit 10.000€ deklariert wurde.

Etwas irrwitzig erscheint in dem Zusammenhang die neueste „Modefarbe“ Merle bei einigen American Bullies. Zumal diese Färbung gemäß den Richtlinien des A.B.K.C eindeutig als Fehlfarbe deklariert ist.

Besonders viel Wert wird oft ebenfalls auf das Vorhandensein bekannter „Rassevertreter“ in der Ahnentafel eines Welpen gelegt. Namen wie z. B.  BGK`s (Big Gemini Kennel´s) Cujo oder DDK9´s (Dark Dynasty K9´s) Hulk etc. im „Stammbaum“ werten einen Welpen scheinbar nicht unerheblich auf.

Nicht selten wird bereits im Inserat auch damit geworben, dass der American Bully in keinem Bundesland auf der „Rasseliste“ steht und somit kein „Kampfhund“ sei. Dies wird andernfalls teilweise auf explizite Nachfrage am Telefon oder in schriftlicher Form ebenfalls bestätigt.

Ob man hiermit bewusst Liebhaber in einigen Bundesländern indizierter Rassen ansprechen und täuschen möchte, soll natürlich keinem Unterstellt werden.

Ebenfalls auffällig ist, das zahlreiche „Züchter“ keinen großen Wert auf gesundheitliche Auswertungen (z.B. HD-, ED-Auswertung) ihrer Zuchttiere zu legen scheinen. Bei einer Rasse die bewusst auf ein bulliges und schweres Erscheinungsbild hin gezüchtet wird, erscheint dies fraglich. Besonders, wenn mit Elterntieren jenseits der 60 Kg Körpergewicht geworben wird.

Schreiben des Bayerisches Staatsministerium des Innern und für Integration vom 29.10.2018

 

VI.   Interview mit Nicole Dubiel von Alphadogs.eu  Facebook : Alphadogs.eu

Beim Verfassen dieses Artikels sind einige Fragen aufgetreten, die wir einem erfahrenen

 American Bully Züchter stellen wollten.

Frau Nicole Dubiel von Alphadogs.eu war so freundlich uns diese zu beantworten.

Claus Reichinger (Moderndogblog):

Frau Dubiel, in vom A.B.K.C und A.B.K.C werden namentlich nur der American Staffordshire Terrier bzw. der American Pit Bull Terrier als an der Entstehung des American Bully beteiligte Rassen genannt. Welche Rassen waren Ihres Wissens nach noch involviert?

Nicole Dubiel:

Der American Bully entstand zwischen den 80er und 90er Jahren in den USA, wie viele andere Hunderassen durch Kreuzungen.

An seinem Entstehen waren u. A. bulldogartige und andere molossoide Hunderassen beteiligt. 

Das Ziel war und ist ein ruhiges, ausgeglichenes Wesen verpackt in einem gesunden & imposanten Erscheinungsbild. Frau Dubiel erklärt das das nur ein Anriß ist, da dieses Thema sehr komplex ist und noch ausführlich behandelt wird.

Claus Reichinger (Moderndogblog):

Häufig wird damit geworben, dass der American Bully von keiner Rasseliste erfasst und somit durch die dahingehenden Regelungen nicht betroffen ist.

Welche Probleme sehen Sie bei der Haltung eines American Bully in Bundesländern wo die Haltung der oben genannten Rassen und deren Mischlinge genehmigungspflichtig oder sogar untersagt ist?

Nicole Dubiel:

Ein Problem sehe ich dahingehend, dass sich viele American Bully Halter in betroffenen Bundesländern im Konflikt mit der aktuellen Gesetzeslage befinden und drohende Konsequenzen billigend in Kauf nehmen, zum Leidwesen der Tiere. Denn schon oft war zu lesen, dass American Bullies nach phänotypischer Einschätzung von der entsprechenden Behörde eingezogen wurden und dann ihr Dasein im Tierheim fristen mussten.

Ob diese, oft durch Amtsveterinäre durchgeführte Phänotypisierung sinnvoll ist oder ob diese nicht besser durch einen z.B. staatlich anerkannten Rassesachverständigen durchgeführt werden sollte, gilt es meiner Meinung nach der Fairness halber zu überdenken.

Denn soweit mir bekannt ist, beschäftigen sich Tierärzte mit Physiologie und Erkrankungen von Tieren. Rassefragen würde ich eher Mitgliedern in Rassehundezuchtvereinen und anerkannten Zucht- und Leistungsrichtern zuordnen.

Dass der American Bully von keiner Rasseliste erfasst ist und somit nicht durch die dahingehenden Regelungen betroffen ist, ist eine Aussage an der sich die ''Seriosität’’ eines Züchters leicht erkennen lässt, wenn ein solcher damit wirbt. Denn keiner Welpenstube, egal welcher Rasse, sollte die Zukunft ihrer Schützlinge egal sein.

Claus Reichinger (Moderndogblog):

Das Angebot an American Bully bzw. vermeintlichen American Bully Welpen nimmt extrem zu. Welche Gefahren ergeben sich daraus aus Ihrer Sicht?

Nicole Dubiel:

Der American Bully genießt im Moment einen enormen ''Hype’’ und das nicht nur im positiven Sinne. Das hohe Angebot erschwert auch für Interessenten die Suche nach einer seriösen Zuchtstätte.

Wir finden es wichtig, dass potenzielle Welpenkäufer sich einen persönlichen Eindruck, von den Elterntieren, gegebenenfalls weiteren Hunden und deren Verhalten/ Temperament, der Hundehaltung und Ernährung vor Ort verschaffen.

Durch eine ausgiebige Auseinandersetzung mit dem Thema Hund, sollte der zukünftige Welpen/ Hundebesitzer in der Lage sein, dem Züchter konkrete Fragen zu stellen, die wiederum Aufschluss über die Kompetenzen des Züchters geben. 

Das Rad kann mich nicht neu erfinden, in diesem Sinne liegt die Kunst als guter Züchter darin, mit selektiver Züchtung, nach der Mendelschen Regeln, die Qualität der Rasse aufrecht zu erhalten und gewünschte Eigenschaften nu verstärken.

Eine der Gefahren, die sich aus dem übermäßigen Angebot an Bullies ergibt, ist, dass diese Rasse in Verruf kommt, durch:

-unkontrollierte Vermehrung (Krankheit, Wesen/Aggression, etc.)

-unsachgemäße Aufklärung potenzieller Interessenten (Wesen, Haltung, etc.)

-Fehlende Einschätzung des Interessenten hinsichtlich seiner Sachkunde, der Haltung eines solchen Hundes, da bei einigen „Züchtern“ die Gewinnerzielung oberste Priorität hat

-Unterschätzung der Rasse

 

Wir danken Frau Dubiel und Alphadogs.eu für ihr ehrliches und ausführliches Statement in Bezug auf unsere Fragen.

Darüber hinaus waren sie so freundlich uns für diesen Artikel Bilder von Amerian Bully Xls aus ihrer Zucht zur Verfügung zu stellen.

 

Aufgrund des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes werden in Bayern gewisse Hunde nur mit Auflagen beziehungsweise nicht genehmigt. Unter §37a Absatz 1 werden unter anderem bei American Staffordshire Terrier Hunden, die Eigenschaft als gesteigert aggressiv und gefährlich als unwiderlegbar vermutet.

 

Ein Bericht von:
Claus Reichinger & Sebastian Wachenhausen

Solltet ihr Probleme mit eurem American Bully haben meldet euch gerne bei uns, wir versuchen zu helfen.

Euer ModernDogBlog Team.

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